Auf diesen Seiten sind Sie herzlich eingeladen, zu einem Spaziergang
durch die Vorholzgemeinde Offenheim. „Ein fotografischer Streifzug durch
das etwas andere Rheinhessen“, Untertitel eines Diavortrages von Gerd
Brzoska, Fotograf aus Bad Kreuznach, ist Inspiration für diese
„Stippvisite“.
Zuerst jedoch ein Ausflug in Offenheims Geschichte. Hier findet man das
Dorf erstmals 768 schriftlich in einer Schenkungsurkunde des fränkischen
Edelings Accaradus und seiner Frau Wulfula an das Kloster Lorsch
erwähnt. Die Familie der Wulfula gab dem Dorf seinen Namen. Im Ortswappen spiegelt sich das Gerichtssiegel aus dem 14. Jahrhundert
wider.
Einerseits die geistliche Gerichtsbarkeit in Form des Krummstabes der damaligen Äbtissin des Zisterzienserklosters Sion nahe der Nachbargemeinde Mauchenheim, andererseits die der weltlichen Gerichtsbarkeit, den Pfälzer Löwen. Der Baum in der Mitte ist nicht eindeutig bewertet. Er weist entweder auf den Vorholzwald hin, weil in zurückliegenden Zeiten der Holzverkauf ein Faktor für einen „kleinen Wohlstand“ war, oder er stellt eine Gerichtslinde dar.
Starten wir in der Mitte der Untergasse in der beschaulichen Vorholzgemeinde. Hier fällt Ihnen, lieber Besucher, erst einmal die evangelische Kirche gegenüber dem Pfarramt auf. Sie musste 1948 in nicht unerheblichem Umfang wieder aufgebaut werden. Der Turm beherbergt noch heute das gut 70 kg schwere Originalwerk der Turmuhr. Die ursprüngliche Bauphase des gotischen Bruchsteinturms datiert auf Ende des 13. Jahrhunderts, die des barocken Langhauses, des Obergeschosses und des Helms auf 1765. Innen spricht die Kirche durch ihre Schlichtheit, das Taufbecken in Kelchform und die historische Stumm-Orgel an. Das 1806 von Friedrich Carl Stumm erbaute Instrument mit klassizistischem Eichenholzgehäuse wurde 2015 professionell restauriert.
Zum „Kirchen-Ensemble“ gehört neben dem Kirchenvorplatz der links
daneben liegende Kindergarten, das Gemeindehaus auf der Straßenseite
gegenüber und das neu gebaute Pfarrhaus. Das dritte an der Stelle, an
der schon im Mittelalter das mit Grundwasser kämpfende Pfarrhäuslein
stand. Gut zu erkennen sind die Gebäude heute an der einheitlichen
Farbgebung. Einst war der jetzige Gemeindesaal, in der Bevölkerung auch
„Betsaal“ genannt, die ehemalige Pfarrscheune, ein eingeschossiger
Putzbau mit einem Fachwerkgiebel von 1717.
Schauen Sie hinter die Kirche, so entdecken Sie dort ein Grabmalfeld mit Grabsteinen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Auf dem Kirchenvorplatz erinnert der hohe Muschelkalkpfeiler von 1930 an die Gefallenen des ersten Weltkrieges.
Schräg gegenüber, wieder auf der Untergasse, lädt das Kneipp-Armtauchbecken zur aktiven Nutzung ein. Entweder nach der traditionellen Kuranwendung nach Sebastian Kneipp, wie auf der neben dem Becken angebrachten Anleitung, oder einfach zur Erfrischung.
Eine Erfrischung kommt den Wanderern entlang der Strecken in den Karten
des KNEIPP Napoleon Wanderwegs der Erholungsgebiete Rheinhessische
Schweiz, dem Landkreis Alzey-Worms und dem Donnersbergkreis, oft
gelegen. Es kann durchaus sein, dass diese im Stechschritt gerade von
außerhalb, vom südwestlich gelegenen Ebersfelder Hof kommen.
Diese privat genutzte, großzügige und sehenswerte Hofanlage in allerbestem Zustand nennt zwei um 1840 geschaffene Erdkeller, eine steinerne Birnenmühle, zwei Wohnhäuser mit Krüppelwalmdachbau (1774), Pferdestall, Gartenanlage und große Bruchsteinscheune ihr Eigentum. In idyllischer Lage gelegen und für die gefiederten Freunde freundlich umrahmt von allerlei Büschen und Bäumen.
Die o.g. genannten Karten werden demnächst aktualisiert, ebenso die Kompass-Wanderkarten. Sie zeigen dann den Streckenverlauf hin zum Naturtretbecken in Offenheims Gemarkung.
Das Tretbecken wird ständig mit kühlem, frischem Wasser aus der direkt daneben liegenden Quelle gespeist und deshalb nicht nur im Sommer nachmittags von Kindern mit und ohne „Aufpasser“ besucht.
Wenn Sie am Tretbecken vorbei
spazieren und dann rechts abbiegen, so zeigen sich handwerkliche
Objekte, kunstvolle Ideen, aufgestellt zwischen alten und jungen
Birnbäumen (www.bfo-offenheim.de).
Alle Skulpturen haben immer einen Bezug zur Birne, dem Obst, aus dem um
Offenheim herum schon im 17./18. Jahrhundert Obstessig gemacht wurde.
Nach Absprache mit der Gemeinde oder dem Verein der BfO sind Führungen
und Verkostungen mit Wein und Birnenleckereien, mit Gedichten und
Geschichten, Wissenswertem und Rezepten ganz individuell möglich.
Schlendern Sie nun gemächlich vorbei an der „schönsten Birne Rheinhessens“ und dem Gedicht des „Herr von Ribbeck“, auf einem Grasweg zurück in das Dorf.
Oder entscheiden Sie sich am Ende des Feldweges mit den interessanten
Objekten zur Überquerung der L409 für einen Abstecher zum weitläufigen
Vereinsgelände des Flugmodellclubs Alzey-Offenheim (www.fmcao.de). Hier finden sich einmal im Jahr Flugmodell-Begeisterte aus ganz Deutschland und dem ein oder anderen Nachbarland ein.
Kehren Sie danach über einen Betonweg in das Dorf zurück, stehen Sie am Anfang der Obergasse. Diesen Ortseingang ziert ein „hölzerner“ Hinweis auf die Gemeindepartnerschaft mit Stutzheim-Offenheim im Elsass. Sie folgen der Straße und gehen Richtung Vorholz und Oberwiesen. Der Staatsforst ist nur 1,5 km entfernt.
Etwa in der Mitte der Durchgangsstraße „Obergasse“
zeigt sich Ihnen auf der linken Straßenseite ein schönes Schmuckfachwerk
aus dem Jahr 1765. Ihm gegenüber, an einem Hirsch in einem kleinen
Reliefbildchen zu erkennen, steht das Wohnhaus des tüchtigen,
einflussreichen und mit großem Grundbesitz ausgestatteten katholischen
Försters Johann Mollstädter, der, um 1702 geboren, bereits 1754
verstarb. Dessen Tochter Susanna Margareta gehörte später das Haus in
der Obergasse. Sie heiratete im Juli 1791 einen Karl Lebert, zu dessen
Zeiten die Wirtschaft "Zum Hirschen" betrieben wurde.
Folgen Sie der „Verkehrsader Obergasse“, erreichen Sie bald nach der in Rheinhessen typischen „Ortsmittelpunktskreuzung“ das Gelände der Alten Schule. In diesem stattlichen Sandsteinquaderbau aus dem Jahr 1897 mit der postalischen Anschrift Bechenheimer Str. 4, war bis 1969 die Dorf-/Volksschule untergebracht. Im Archiv befindet sich ein Inventarzettel der belegt, dass die Schulmöbel an die Grundschule im Nachbarort Weinheim abgegeben wurden. Heute beherbergt das spätklassizistische Haus den Bürgerraum, zwei Mietwohnungen und das Büro der Ortsgemeindeverwaltung und prägt mit dem alten Lindenbestand im Hof das Ortsbild.
Im modernisierten Nebengebäude des großräumigen Areals ist die Freiwillige Feuerwehr mit der Kleiderkammer der Feuerwehren der VG Alzey-Land angesiedelt.
Auch das von der evangelischen Kirchengemeinde betreute Internet-Cafe Happy Day, mit Angeboten nicht nur für Jugendliche, und der angegliederte Jugend-Freizeitraum befinden sich im Nebengebäude. Die Sandsteinmauer an der Treppe und die Treppe selbst wurden ehrenamtlich renoviert und erneuert. Das Geländer und der Handlauf, der mit einer lustigen Schnecke endet, wurde ehrenamtlich vom ortsansässigen früheren Schmiedemeister hergestellt.
Auch die individuellen Schaukästen von Pfarramt, Gemeindehalle und Kindergarten entstanden in der alten Schmiede unter dessen Hammerschlag.
Richten Sie am Ende der Obergasse, am Ortsausgang Richtung Oberwiesen, ihren Blick auf den schönen Platanenbestand, der den Parkplatz und das Gelände der Kindertagesstätte befriedet. Der Spatenstich für die Kindertagesstätte erfolgte im Mai 2019, durch Vorschriften und Maßnahmen während der Corona-Pandemie erfolgte die Feier zur offiziellen Einweihung erst im Juni 2022 und damit im laufenden Betrieb.
Auf Ihrem Spaziergang durch Offenheim schlendern Sie nun auf der Bechenheimer Straße Richtung Ortsausgang. Typische Sandsteinhäuser begleiten Sie bis zur Einmündung in die Untere Schäfergasse. Am Ende der kurzen, rheinhessentypisch schmalen Schäfergasse, ist das spätbarocke Eckhaus auf der linken Seite einen Blick wert. Wohl um 1690 erbaut und liebevoll restauriert, hat es im Obergeschoss ein ordentliches, noch immer sichtbares Schmuckfachwerk.
Heraus aus der Schäfergasse, hinein in die Untergasse, und Sie erblicken die kleine katholische Kirche St. Martin. Ein spätbarocker Saalbau, 1756 mit winziger katholischer Schule im seitlichen Anbau errichtet, in dem heute die Sakristei untergebracht ist. Ein herrliches Kleinod, dessen historische Kanzel im Jahr 1756 angefertigt wurde und das Kirchengestühl 1760. Direkt an die katholische Kirche schließt sich der Spielplatz an.
Dem kleinen Anbau gegenüber schauen Sie auf einen in die Mauer eingelassenen, recht jungen und behauenen Sandstein-Röhrenbrunnen in Form eines Beckens und auf eine wunderbar renovierte Hofanlage aus dem 18. Jahrhundert mit spätbarockem Rundbogenportal.
Überhaupt ist die Untergasse im alten Ortskern eine „wichtige“ Straße mit einigen ansprechenden Sandsteinhäusern.
1. Von ihr biegen alle Offenheimer Gassen ab: Untere und Obere Schäfergasse, quer dazu die Brunnengasse, Hubergasse, Kirchgasse, Hintergasse und Obergasse. In der Hintergasse kommen Sie vorbei am früheren Forsthaus, gebaut auf dem Gelände der „curtis der Wolf-rate“, dem ältesten bebauten Grundstück Offenheims.
2. In der Untergasse liegt auch die 1954 gebaute Gemeinde-/Allzweckzweckhalle, Dreh- und Angelpunkt für sportliche und kulturelle Veranstaltungen. Sie wurde 2013 mit einem Anbau versehen.
3. Die Untergasse ist jährlich „Austragungsort“ der traditionell 5 Tage dauernden Offenheimer Straßenkerb mit Schubkarrenrennen, Musik und Party für jedes Alter und Feuerwerk zum Kerbeausklang!
Sie können nun Ihren Spaziergang
vom alten Ortskern durch „Rechtsabbiegen“ im letzten Drittel der
Untergasse in das „neue Neubaugebiet“ (1999 erschlossen) fortsetzen.
Dort wird ihnen auffallen, dass auf den Staßenschildern unter dem
deutschen Namen die französische Übersetzung steht. Eine Geste zu Ehren
der langjährigen Gemeindepartnerschaft mit Stutzheim-Offenheim im
Elsass. Oder sie drehen sich um, um wenige Meter nach der bekannten
Kreuzung das „alte Neubaugebiet“ (1973 erschlossen) zu besichtigen. Hier
sei erwähnt, dass sich Offenheim bereits 1956 als erster Ort im
Landkreis Alzey-Worms dem Ferngasnetz anschloss. Oder Sie wählen einen
der Wanderwege R10, R16, R64, die Sie über die freien Flächen von Wein-
und Ackerbau auch in die Nachbargemeinden führen. Oder entlang führen an
der Wolfskaut, einem bewaldeten engen „Tälchen“, in dem nach damaligem
Brauch im 16.-18. Jahrhundert tiefe, mit Reisig abgedeckte Gruben
angelegt wurden.
Fällt Ihre Wahl auf Route R10, so kommen Sie bald an einem mehrere Zehntausend Quadratmeter großen, privaten und umzäunten Dam- und Rotwildgehege mit kleiner Blockhütte vorbei.
Die Eigentümer des Wildgeheges, der Pension und des Weingutes Hirschhof (www.hirschhof.com) veranstalten nach Absprache für Besuchergruppen Traktorfahrten in der Gemarkung und in das Vorholz sowie Weinproben und Führungen. Spezialitäten aus Wildfleisch werden auch angeboten. Hier schließt sich der Kreislauf der drei „W´s“, der für Offenheim stehen sollte: Wein – Wald – Wild.
Der Name der Gemeinde Offenheim ist
zu Recht unverbrüchlich mit dem Vorholz verbunden, liegen doch die
größten Flächen des Staatsforstes in der Offenheimer Gemarkung. Eine
Wanderung aus Offenheim heraus in den beschaulichen Wald lohnt sich.
Das wissen Altertumsforscher, die dort etwa 12 Grabhügelreste aus der Zeit um 600 – 250 v. Chr. gefunden haben. Aber auch die Kinder, die den Waldkindergarten im Forst besuchen. Sie, lieber Gast, entdecken in der Nähe des teilrenovierten Forsthauses, ehemals ein Ausflugslokal, die Nachbildung des Napoleonsteins, der im Laufe der wechselvollen französisch-bayerisch-österreichisch-hessischen Geschichte fast zum „Wanderpokal“ wurde. Nach noch einmal etwa einem Kilometer erreichen Sie den Kappelberg, die höchste Erhebung in Rheinhessen. In den nächsten Jahren ist geplant, den 358 m „hohen“ Kappelberg zu erschließen. Die Ideen reichen von einem Aussichtsturm bis hin zum Hochseilgarten. Was letztlich umgesetzt werden wird, steht „noch in den Sternen“.
Sehr begünstigt würde die touristische Erschließung durch den Betrieb einer Gastronomie im derzeit leerstehenden Forsthaus Vorholz. Hier kann nur im Einvernehmen mit dem Eigentümer eine Lösung erarbeitet werden.
Ihr
Ausflug in und um Offenheim endet jetzt. Ihren Weg säumten auch Firmen-
und Werbeschilder. Sie weisen auf Schreiner, Frisör, Dachdecker,
Fensterbau, Wassertechnik, Ferienwohnungen, Autowerkstatt, Malermeister,
Winzer, Metzgereiproduktionsstätte, Baugewerbe, Gärtnerei,
Krankengymnastik und Kindergarten hin.
Auch im Strassenschild „´s Eck“
im „neuen Neubaugebiet“ steckt ein Hinweis: den auf freundliche
Nachbarschaft und gutes Miteinander. In der Vorholzgemeinde ist die
Integration der Neubürger, der „Zugezone“ von beiden Seiten gut
gelungen.
Feuerwehr, Sport-, Landfrauen- und Carnevalverein, die Wählergruppen – alle profitieren vom Miteinander. Resultat ist ein aktives, dörfliches Zusammenleben.
Perfekt wäre es, einen
Lebensmittelladen und eine Gaststätte zu haben. Was nicht ist, kann ja
noch werden und beeinträchtigt kaum die spontane Antwort auf die Frage,
warum die „Rinngerutschte“ hierher gezogen sind. „In Offenheim sind die
Baulandpreise günstig und die Verkehrsanbindung ist es auch. Nicht
weiter als 7 km zu allen Autobahnanschlüssen und nach Alzey. Hier an der
Schnittstelle von Weinbergen und Wald zu wohnen, dass ist einfach
schön.
Von vielen Stellen in unserer Gemarkung haben wir den „Mont
Tonnerre“, den Donnersberg, im Blick. Ein schönes Ziel für
Familienausflüge gerade auch im Winter.
Man kann die Erzeugnisse vom Weinbau direkt vor Ort probieren und wenn man Lust hat, ist man mit dem Fahrrad und selbst per Pedes in Nullkommanix im Wald! Auswählen zu können, vor der Haustür entweder im offenen Gelände zwischen den Wingerten, Rebstöcken und „Stickeln“ zu flanieren oder im tiefgrünen Wald zwischen Bäumen zu spazieren, das ist doch was Besonderes.“
Ihnen sollen die durch den Rundgang vorgestellten kleinen, doch sehenswerten Einzelheiten der beschaulichen Gemeinde ein Anreiz sein, bei uns vor Ort Ihre Eindrücke zu vertiefen. Besuchen Sie das 630 Seelen-Dörfchen im „unspektakulären“ Teil des rheinhessischen Hügel- und Genusslandes und vereinbaren Sie eine Weinprobe oder eine individuelle Führung. Entdecken Sie uns, wir freuen uns darauf.